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Channel: Umweltschutz – The Mindmachine
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Wenn alle Bemühungen nicht ausreichen

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Diese Tage gab es in der ZEIT einen langen Artikel über den Selbstbetrug beim Klimaschutz, der kurz zusammengefasst besagt, dass das Zeitfenster, in dem es möglich gewesen wäre, die drohende Klimakatastrophe zu verhindern, sich bereits wieder geschlossen habe und alle (eh schon nicht besonders vielversprechenden) Bemühungen zum Begrenzen der Erwärmung auf die Grenze von 2°C nichts als Gewissensberuhigung und eben Selbstbetrug sind. Die Klimakatastrophe, die weite Teile des Planetens sehr lebensfeindlich machen und Millionen Tote fordern wird, wird aller Voraussicht nach kommen – und zwar noch zu unseren Lebzeiten.

Auch wenn man schon vermuten konnte, dass die Chancen, um nochmal glimpflich davon zu kommen, seit Jahren nicht mehr besonders gut stehen, so hat mich der Artikel doch recht betroffen gemacht. Ich beschäftige mich seit Langem mit dem Thema und habe mein Leben in einiger Hinsicht verändert, um meinem Teil dazu beizutragen, die Welt eben doch noch irgendwie zu retten. Mein Konsumverhalten hat sich geändert, ich kaufe deutlich weniger als früher und dieses wenige auch bewusster. Also vorwiegend Produkte, die möglichst wenig Schaden anrichten (bei der Natur wie bei den Menschen, die daran beteiligt sind) und zumindest eine faire Entlohnung beinhalten. Ich verzichte immer öfter auf Dinge, die ich nicht wirklich brauche und versuche, mein Verhalten immer weiter zu überdenken. Das führt von Kleinigkeiten wie dem Verzicht auf die kleine unnötige Energieverschwendung wie das Benutzen von Rolltreppen bis zu längeren Debatten über Urlaubsziele oder dem Zahlen eines CO2-Ausgleichs (wenn man denn doch fährt).

Und immer wieder zum Nachdenken beim Einkaufen. Braucht man das wirklich? Ist die Anschaffung sinnvoll? Ich habe meinen Fleischkonsum massiv reduziert. Ich ersetze nur in absoluten Ausnahmefälle funktionsfähige Geräte durch neue, auch wenn sie veraltet und nicht mehr „hip“ sind. Ich kaufe Klamotten nach Möglichkeit nur noch aus Öko- und Fair-Trade-Produktion.

Trotzdem ist meine persönliche Ökobilanz immer noch weit über dem Maße, auf dem sie sinnvollerweise sein dürfte. Sowohl meine Frau wie auch ich pendeln täglich zur Arbeit. Da wir aus beruflichen Gründen seit Längerem eine Fernbeziehung führen, fahren wir wechselweise am Wochenende durch die halbe Republik. Wir besuchen am Wochenende öfters mal Freunde und Verwandte und sind auch dann wieder unterwegs. Wir fahren in den Urlaub. Und trotz allen Bewusstseins und schlechtem Gewissen kaufen wir immer wieder Dinge, die man nicht mehr ohne weiteres guten Gewissens kaufen sollte. Wir arbeiten daran, das besser zu machen und obendrein zumindest für Ausgleich zu schaffen – aber wie gesagt, es ist immer noch lange nicht gut genug. Dabei es ist jetzt schon öfters mal ziemlich anstrengend und macht keinen Spaß. Noch weniger, wenn man sich mit solchem Verhalten ziemlich allein fühlt, die Menschen um einen herum sich offenbar einen Dreck darum scheren und man eher noch für seine Bemühungen belächelt wird.

Nun also obendrein die Aussagen von Wissenschaftlern, dass auch weit mehr als das nicht ausreichen wird, sondern die schlimmsten Befürchtungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eintreten werden, und das schon in absehbarer Zeit. Dabei sind „Nebeneffekte“ wie Flüchtlingsströme und Kriege um knapper werdende Ressourcen, soziale Unruhen und das mögliche Auseinanderbrechen von Staaten und Gesellschaften noch nicht mal erwähnt.

Gleichzeitig kann man nicht mehr Radio oder Fernseher einschalten, ohne etwas von „Wachstum“ zu lesen, dass wieder angekurbelt werden müsse. Und ohne Meldungen über gescheiterte Konferenzen und politische Maßnahmen, die noch nicht mal das lächerliche Minimalmaß erreichen würden, dass inzwischen eh schon völlig überholt ist.

Wie soll man angesichts dessen nicht die Hoffnung verlieren? Wie soll man in diese Welt noch Kinder setzen? Wie soll man den bescheidenen Kampf, den man mit dem inneren Schweinehund um eine etwas bessere Welt führt, noch weiterkämpfen?

Es bleibt der Trost, dass das eigene Verhalten vielleicht doch ein bisschen weniger Leid in der Welt erzeugt. Es bleibt das Sich-selber-Einreden, dass man den Kampf erst verloren hat, wenn man ihn aufgibt.

Aber dieses Einreden ist wieder ein bisschen schwieriger geworden.


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